VFL Witzhelden 1950
Offizielle Homepage

Nummer Eins der Schiris tritt stilvoll ab

Brösel, 09.09.2020

Nummer Eins der Schiris tritt stilvoll ab

Alexander Busse (2.v.l.) nach seinem letzten Spiel auf der Tribüne des Stadions an der Hafenstraße in Essen. © Foto: imago

Der folgende Text erschien im Solinger Tageblatt.

Von Fabian Herzog

Ein volles Stadion, eine knisternde Atmosphäre, ein bisschen Nieselregen und das ganze am besten unter Flutlicht – Alexander Busse weiß nur zu gut, wie sich das anfühlt. „Das ist schon geil“, sagt der 31-jährige Schiedsrichter, der als Nummer eins des Solinger Kreises zuletzt sechs Saisons in Folge in der Regionalliga Spiele geleitet und einige dieser außergewöhnlichen Momente erlebt hat. Nun aber, nach insgesamt 17 Jahren als Unparteiischer, hat er einen Schlussstrich gezogen und quasi die Pfeife an den Nagel gehängt. „Ich will einfach nicht darauf warten, bis man mich mit dem Rollator aufs Spielfeld schieben muss“, nennt der Witzheldener lächelnd einen von vielen Gründen für seinen Entschluss. Ein anderer: der Faktor Zeit. Busse, der im Gesundheits-Management tätig ist und an seiner Masterarbeit schreibt, muss auch aus beruflichen Gründen Prioritäten setzen.

Den Posten des Schiedsrichter-Lehrwarts im Solinger Kreis, den er seit fünf Jahren bekleidet, gibt er nicht ab. Wie sich am Samstag zeigte, als er den Mannschaften des Kreises vor der anstehenden Saison die wichtigsten Regeländerungen näherbrachte. Anschließend fuhr Busse nach Reusrath, um sich die Landesligapartie des VfB anzugucken. Er mag es, Fußballspiele unbeschwert zu verfolgen. Auch dafür wird er nun noch öfter Gelegenheit haben. Die Zeit als Schiri-Rentner nutzt der 31-Jährige aber auch, um Bilanz zu ziehen und zu sprechen über. . .

. . . seine letzten Spiele

Als er dem Verband kurz vor der Corona-Zwangspause seinen Entschluss mitteilte, überlegte sich dieser einen würdigen Abschied. Beim Niederrheinpokal-Halbfinale zwischen dem TVD Velbert und Rot-Weiss Essen (0:2) wurde er als Schiedsrichter eingesetzt, beim anschließenden Finale zwischen Gastgeber RWE und dem 1. FC Kleve (3:1) als Assistent. „Das waren dankbare Spiele“, sagt Busse, der im Halbfinale mit Dustin Sperling und Felix May zwei potenzielle Nachfolger als Top-Referees des Kreises an seiner Seite hatte. Dass in Velbert keine und beim Endspiel nur 300 Zuschauer zugelassen waren, trübte seinen Abschied ein wenig: „Ich kenne die Hafenstraße anders. Im November habe ich dort noch vor 13 000 Zuschauern gepfiffen.“ Andererseits sei ihm auch bewusst, dass es so etwas ganz Besonderes war. Dafür sorgten zusätzlich eine Medaille und das Finaltrikot, die einen besonderen Platz in Busses Witzheldener Zuhause finden werden.

„Ich durfte vieles erleben, wovon die meisten Schiedsrichter nur träumen können.“

Alexander Busse

. . . seine Anfänge

Alles begann in der Grundschule. „Wenn wir in der Pause Fußball gespielt haben, musste einer der Schiedsrichter sein“, erinnert sich Busse. „Das habe ich übernommen und gemerkt, wie viel Spaß mir das gemacht hat.“ Mit 14 Jahren legte er die Prüfung ab und leitete schon wenige Tage später sein erstes Spiel. „Lützenkirchen gegen Wald 03 in der E-Jugend“, verblüfft er mit Details. „Man hat so seine Erinnerungen“, sagt Busse lächelnd. Bis zur A-Jugend spielte er auch selbst beim VfL Witzhelden, meist als Innenverteidiger. Was er für ein Fußballer war? „Ein schlechter“, gibt er zu.

. . . seinen Aufstieg als Referee

Mit 18 schaffte Busse den Sprung in die Bezirksliga, mit 22 in die Oberliga. Drei Jahre später war er in der Regionalliga angekommen. „Ich bin ein ehrgeiziger Typ und wollte es so hoch schaffen wie möglich“, sagt er über sich selbst. Mit dem Erreichten ist er zufrieden. „Als Assistent hätte es eine Liga höher sein können.“

. . . den Aufwand eines Regionalliga-Schiedsrichters

Um für die deutsche Viertklassigkeit gerüstet zu sein, bedurfte es eines immensen Trainingspensums. Fünfmal pro Woche ging Busse in der Vorbereitung auf eine Saison laufen, um während der 90 Minuten dann auch die „zehn bis zwölf Kilometer“ zurücklegen zu können.

Erinnerungen: Alexander Busse mit Medaille und Trikot vom Niederrheinpokalfinale. Foto: Busse

Erinnerungen: Alexander Busse mit Medaille und Trikot vom Niederrheinpokalfinale.

© Busse

Dazu kommen Lehrgänge und Fortbildungen, die ebenfalls Zeit in Anspruch nehmen. Ganz zu schweigen von den Spieltagen, an denen es ihn durch ganz NRW verschlug. Lotte und Rödinghausen brachten die längste Anreise mit sich, Partien in Düsseldorf, Köln oder Bergisch Gladbach hatten im Gegensatz dazu schon fast Heimspielcharakter. Honoriert wurden die Begegnungen in der Regionalliga aber ganz ordentlich: 200 Euro gibt es pro Einsatz.

. . . seine schönsten Momente

„Ich durfte vieles erleben, wovon die meisten Schiedsrichter nur träumen können“, sagt Busse rückblickend. Dazu gehörten immer auch Testspiele der Erstligisten. Einmal durfte der Witzheldener ein Duell Borussia Dortmunds gegen die eigene Zweitvertretung leiten. Damaliger Trainer des BVB: Jürgen Klopp. Unvergessen wird ihm auch eine Saisoneröffnung von Fortuna Düsseldorf gegen den AC Florenz bleiben. Oder andere Partien der Fortuna bei Wald 03 oder dem FC Remscheid. „Friedhelm Funkel ist ein ganz sympathischer Typ“, erzählt Busse von diversen Berührungspunkten mit dem früheren Chefcoach der Düsseldorfer.

. . . seine unschönsten Momente

Von Verletzungen blieb er während seiner Laufbahn nahezu verschont. Und wenn, ließ er sich davon nicht stoppen. Wie beim Aufstiegsendspiel zur Kreisliga A 2015 zwischen dem VfB Solingen 2 und Berghausen 2 (1:5), als sich Busse nach 30 Minuten einen Bänderriss zuzog, aber durchhielt. Weniger schön blieben ihm Momente in Erinnerung, in denen er attackiert wurde. 2009 beim A-Jugend-Kreispokalfinale zwischen Richrath und Gräfrath sowie zwei Jahre später beim Kreisliga-A-Spiel zwischen Britannia und Anadolu, als ihn ein Zuschauer wegen einer Abseitsstellung angriff. „Das waren aber Ausnahmen“, sagt Busse. „Die positiven Momente überwiegen.“

Nachfolger

Gegenwart: Dustin Sperling und Felix May, der zu dieser Saison aufgestiegen ist, sind die neuen Top-Schiris des Kreises. Sie leiten Spiele in der Oberliga und der Jugend-Bundesliga.

Zukunft: Ab dem 31. Oktober werden wieder neue Schiedsrichter gesucht. Im Kreisjugendheim an der Gillicher Straße in Aufderhöhe beginnt dann um 9 Uhr der neue Anwärterlehrgang. Einzige Voraussetzung: Man muss 14 Jahre alt sein. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Infos gibt´s bei Alexander Busse per Mail: alexander-busse@gmx.de.